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Homophobie - Zahlen und Fakten

Ein Grund dafür, dass der Umgang mit dem Thema „Homosexualität“ an der Schule vernachlässigt wird, ist die Unsichtbarkeit lesbisch-schwuler Schüler_innen (und Lehrer_innen) im Schulalltag. Auch wenn es keine gesicherten Zahlen über den Anteil von Lesben, Schwulen und Bisexuellen an der Gesamtbevölkerung gibt, kann Schätzungen zufolge von einem Anteil von 5–10 % der Schüler_innen und Lehrer_innen mit gleichgeschlechtlicher Identität ausgegangen werden sowie von einem unbekannten Anteil an bisexuellen Schüler_innen und Lehrer_innen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der häufig vernachlässigt wird, ist, dass sich Jugendliche lange vor dem Erwachsenwerden bereits mit ihrer sexuellen Identität auseinandersetzen. Eine Untersuchung der Senatsverwaltung Berlin zeigte bereits 1999, dass 42 % der Mädchen und 62% der Jungen ihr Coming-out vor ihrem 18. Geburtstag, ein großer Teil davon sogar bereits vor dem 16. Geburtstag hatte. Eine Studie in NRW ermittelte im Jahr 2005, dass 70% der Jugendlichen ihr Coming-out zwischen 15 und 21 Jahren hatte(Jugendnetzwerk Lambda NRW 2005, 8). Mittlerweile ist das Coming-out-Alter weiter gesunken. Mitarbeiter_innen von Jugendzentren berichten, das sich lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche heute zum Teil bereits mit 14 Jahren über ihre homosexuelle Identität im Klaren sind.

Diese Jugendlichen treffen auf Mitschüler_innen, die in erheblichem Maß homophobe, d.h. lesben- und schwulenfeindliche Einstellungen haben und vertreten. So ergab eine Umfrageim Jahr 2002, dass 71% der Jungen und 51% der Mädchen negative Einstellungen gegenüber Lesben und Schwulen haben (vgl. iconKids & youth 2002). Anders, als dies zu vermuten wäre, haben lesben- und schwulenfeindliche Positionen sogar erheblich zugenommen (ickonkids & youth 1998).

Die Einstellungen von Jugendlichen überraschen nur wenig, wenn man vergleichend die Einstellungen von Erwachsenen zu Homosexualität in Deutschland betrachtet. Eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zu Diskriminierungen und Einstellungen zu Diskriminierungspolitik in Deutschland (Antidiskriminierungsstelle 2008, 168) ergab, dass

Aufzählung 61 % der Befragten der Aussage „Mit dem Thema Homosexualität möchte ich möglichst wenig in Berührung kommen“ zustimmen,
Aufzählung 46 % der Befragten die Aussage „Wenn zwei Homosexuelle sich in aller Öffentlichkeit küssen, fühle ich mich provoziert“ bejahen.

Studien über "gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" belegen, dass Homophobie besonders unter Jugendlichen in den letzten Jahren nicht abgenommen hat. So kommt auch die Studie "Akzeptanz sexueller Vielfalt an Berliner Schulen" von 2012 zu dem Ergebnis, dass 62 Prozent der Berliner Schüler_innen der sechsten Klasse "schwul" oder "Schwuchtel" sowie 40 Prozent "Lesbe" als Schimpfwort verwenden. Über diskriminierendes Verhalten gegenüber Mitschüler_innen, die homosexuell sind bzw. für homosexuell gehalten werden, berichtet durchschnittlich jede_r dritte Schüler_in in der Hauptstadt. Nicht immer kommen die Lehrkräfte dabei ihrer Vorbildfunktion nach. So lacht jeder vierte Lehrer demnach in Anwesenheit der Klasse über homophobe Witze. Zugleich kennen nur 15 Prozent der befragten Lehrer den Inhalt der Richtlinien zu Sexualerziehung an Berliner Schulen, obwohl Schulleitungen und Lehrerschaft zur Thematisierung von Schwulen und Lesben im Unterricht grundsätzlich eher positiv eingestellt sind.

Untersuchungen und Studienergebnisse

Fragile Mitte - Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland, herausgegeben durch die Friedrich-Ebert-Stiftung. Andreas Zick / Anna Klein, Berlin 2014 

EU LGBT survey - European Union lesbian, gay, bisexual and transgender survey - Results at a glance - 2013. EU-Befragung zu Erfahrungen von Homophobie in Europa, hrsg. von der EU-Grundrechteagentur, Wien

Akzeptanz sexueller Vielfalt an Berliner Schulen - 2012.
Eine Befragung zu Verhalten, Einstellungen und Wissen zu LSBT und deren Einflussvariablen. Dr. Ulrich Klocke, Berlin - Anhang zum Download
 
Homophobie in Nordrhein-Westfalen. Sonderauswertung der Studie "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" - 2012. Beate Küpper / Andreas Zick, Düsseldorf. MGEPA

LGBT-Jugendliche in den USA / Growing up LGBT in America, Human Rights Campaign 2012
Die Studie fusst auf einer Befragung von mehr als 10.000 LGBT-Jugendlichen in den USA zwischen 13 und 17 Jahren.
Darauf aufbauend gibt es diesen Bericht : Youth.About the survey report
 
Eine gleichstellungsorientierte Analyse von Melanie Bittner. Hg. Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
 
"Da bleibt noch viel zu tun...!" - 2011. Befragung von Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe zur Situation von lesbischen, schwulen und transgender Kindern, Jugendlichen und Eltern. München
 
 
Die Darstellung vielfältiger Lebensweisen im Politikunterricht - 2010. Eine heteronormativitätskritische Analyse ausgesuchter Unterrichtsmaterialien. - Danilo Ziemen
 
Masterarbeit von Martin Prügel (Lehramt an Gymnasien - Biologie und Arbeitslehre/Technik, Universität Potsdam), in der unter anderem die Studienlage intensiv aufgearbeitet wird. Es gibt aber auch Hinweise für die unterrichtliche Umsetzung mit Beispielen.
 
Studie zu Internetangeboten für schwule, lesbische und bisexuelle sowie transsexuelle und transgender Jugendliche
Durchgeführt Durchgeführt von Dipl.-Ing. Friederike Sobiech, Dr. Dipl.-Psych. Meike Watzlawik und der TU Braunschweig, Institut für Entwicklungspsychologie, im Auftrag der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Berlins (SenIAS), Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung.
 
Von Judit Takács. Bericht für ILGA-Europe und IGLYO.
 
Befragung zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen und bisexuellen Jugendlichen in Nordrhein-Westphalen vom Jugendnetzwerk Lambda NRW e.V.
 
Homosexualität in der Schule - fehlendes Problembewusstsein und Weiterbildungsdefizit? - 2004
Evaluierung von Weiterbildungsangeboten der LehrerInnenfortbildungs-einrichtungen zum Thema "Homosexualität". Magisterarbeit von Daniela Schmäu-Wasserman.
 
Homosexualität und Schule - 2003
Eine Studie zur Einstellung und Sichtweisen von 850 Jugendlichen zum Thema Homosexualität
Hrsg.: Projekt-AG »Homosexualität und Schule« - Andreas-Oberschule (Gymnasium) Berlin
 
Lesben und Schwule in der Schule — respektiert!? ignoriert!? - 2002
Eine Synopse der GEW-Befragung der Kultusministerien: " Wir haben bei den Kultusministerien der Bundesländer nachgefragt. Es ist normal, verschieden zu sein - aber kann man daraus schließen, dass diese Normalität auch in den Kultusverwaltungen und im Schulalltag angekommen ist? Die Erfahrungen von lesbischen Lehrerinnen und schwulen Lehrern können das nicht bestätigen. Wir sehen Handlungsbedarf und haben deshalb bei den Kultusministerien nachgefragt und ihnen einen Fragenkatalog zu den verschiedenen Dimensionen von Homosexualität und Schule vorgelegt. Wir dokumentieren und kommentieren in dieser Broschüre die Antworten der Kultusministerien und legen Schlussfolgerungen aus Sicht der GEW zu der Thematik vor."
 
Schwule Jugendliche: Ergebnisse zur Lebenssituation, sozialen und sexuellen Identität - 2001
Im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Frauen, Arbeit und Soziales hat die schwul-lesbische Forschungsgruppe am Institut für Psychologie - Sozialpsychologie - der Ludwig-Maximilians-Universität München (SLFM) unter Federführung von Dipl.-Psych. Ulrich Biechele, Dr. Günter Reisbeck und Prof. Dr. Heiner Keupp eine Studie zur Lebenssituation, sozialen und sexuellen Identität schwuler Jugendlicher durchgeführt.



Gewinnerplakat im Plakatwettbewerb gegen Homophobie (von Schülerin Aline Kautz)

Plakatwettbewerb gegen Homophobie (Beitrag von Schüler Fabian Bitter)

Plakatwettbewerb gegen Homophobie (Beitrag von Schüler Jonas Faßbender)

Plakatwettbewerb gegen Homophobie (Beitrag von Schülerin Nadine Grewe)